Förderung sozial-emotionale Kompetenz, Junge (5 Jahre)

Frage: Es geht um einen fünfjährigen Jungen, der intelligent und körperlich sehr geschickt ist, aber große emotionale Schwierigkeiten hat. Wenn er zum Beispiel bei einem Spiel ausscheidet, schreit er, weint und kann sich nicht beruhigen. Er schlägt auch andere Kinder ohne erkennbaren Grund. Auf der anderen Seite kann er aber auch empathisch sein. Vorschläge für Handlungsmöglichkeiten, wie man seine Stärken fördern und gleichzeitig an diesen problematischen Verhaltensweisen arbeiten kann?

Antwort: Ein fünfjähriger Junge, der kognitiv und motorisch weit entwickelt ist, aber mit starken emotionalen Reaktionen und Impulsivität kämpft, braucht einen ganzheitlichen pädagogischen Ansatz, der seine Stärken einbindet und ihn gleichzeitig im sozialen und emotionalen Bereich unterstützt. Hier sind praxisnahe Vorschläge:

Emotionale Bildung gezielt aufbauen

Ziel: Emotionen wahrnehmen, benennen und regulieren lernen.

  • Gefühlsbarometer oder Emotionskarten einführen: Täglich gemeinsam schauen, wie er sich fühlt. Auch nonverbal, z. B. durch Zeigen auf Bilder.
  • Gefühlsbuch gestalten: Ein kleines Buch mit ihm anlegen („Wenn ich wütend bin, hilft mir…“).
  • Geschichten und Bilderbücher nutzen, um über Emotionen zu sprechen – z. B. „Heute bin ich“ oder „Der Dachs hat heute schlechte Laune“.

 Impulskontrolle spielerisch trainieren

Ziel: Handlungsimpulse steuern, Frustrationstoleranz aufbauen.

  • Stopp-Spiele wie „Feuer, Wasser, Sturm“, „Ampelspiel“ oder „Freeze Dance“ (Musik an – Musik aus – Bewegung stoppen).
  • Warten lernen in kleinen Schritten: z. B. bei Spielen mit kurzen Runden, klarer Struktur und fairen Regeln.
  • Ruheoasen schaffen: Ein Rückzugsort mit Kissen, Büchern, evtl. einer Sanduhr zum „Runterkommen“.

 Alternative Ausdrucksmöglichkeiten anbieten

Ziel: Aggression in sozial akzeptierte Bahnen lenken.

  • Körperausdruck nutzen: z. B. durch Bewegungsspiele, Tanz oder kleine Sportübungen (Trampolin, Kissenkampf mit Regeln).
  • Wutrituale einführen: z. B. „Wutball drücken“, mit der „Wut auf Reisen gehen“ (Fantasiegeschichte), Papier zerknüllen oder kneten.

Positives Verhalten gezielt verstärken

Ziel: Empathie und kooperatives Verhalten fördern.

  • Lob konkret und zeitnah einsetzen: z. B. „Ich finde es toll, wie du gerade gewartet hast.“
  • Pädagogische Verstärker wie „Schatzkarten sammeln für gelungene Reaktionen“.
  • Patenrolle geben: z. B. Jüngeren etwas zeigen – damit fühlt er sich wichtig und gebraucht.

Klare Regeln und stabile Bindung

Ziel: Sicherheit durch Struktur und Bezugspersonen.

  • Konsequente, ruhige Reaktionen auf Fehlverhalten: Nicht strafen, sondern lenken („Ich sehe, du bist wütend – komm, wir gehen kurz raus“).
  • Vorhersehbare Tagesstruktur, mit klaren Übergängen (z. B. durch Lieder oder kleine Rituale).
  • Beziehungsangebot stärken: Zuwendung in ruhigen Phasen (nicht nur bei Problemen!).

 Mit den Eltern zusammenarbeiten

Ziel: Gemeinsames Verständnis und kontinuierliche Unterstützung.

  • Regelmäßiger Austausch über Verhaltensmuster zu Hause und in der Kita.
  • Evtl. begleitende Unterstützung durch eine Frühförderstelle, Erziehungsberatung oder Kinderpsychologin in Betracht ziehen – besonders, wenn sich die Impulsdurchbrüche verstärken oder andere Kinder gefährdet sind.

Fazit

Das Kind zeigt sowohl Ressourcen als auch Entwicklungsaufgaben. Er braucht keine Strafe, sondern Halt, Struktur, emotionale Begleitung und die Erfahrung, dass er akzeptiert wird – auch mit seinen „großen Gefühlen“. Dies ist eine „Kurz-Antwort“ zur ersten Übersicht. Bei Bedarf gehen wir noch weiter ins Detail.