Zwischen Vogelgezwitscher und Fischduft – Unterwegs zu Fuß von Sehlendorf nach Hohwacht
Es ist ein milder Vormittag an der Ostsee. Leichte Böen wehen vom Wasser herüber, Möwen kreischen in der Ferne. Auf dem Parkplatz in Sehlendorf, wo Besucher gegen eine Kurtaxe von 3 Euro (2 Personen) ihr Auto abstellen können, beginnt ein Wanderweg, der Naturerlebnis, Ostseeluft und kulinarischen Genuss vereint. Ziel ist das nur wenige Kilometer entfernte Hohwacht – ein Küstenort, der trotz touristischer Entwicklung seinen Charme bewahrt hat. Was diesen Weg besonders macht: Er verläuft zwischen zwei faszinierenden Landschaftstypen – rechts die Ostsee, links das stille Wasser des Sehlendorfer Binnensees, einem geschützten Vogelparadies. „Hier kann man mit etwas Glück Seeadler, Brandgänse oder sogar Rohrweihen beobachten“, erklärt eine Spaziergängerin, die mit Fernglas und Kamera auf einem der Beobachtungsstege verweilt. Auch mit Kindern lässt sich dieser Weg gut bewältigen. Zwischendurch gibt es einige Spielplätze und mit einem Fernglas ausgestattet, werden sie begeistert die Vogelwelt und Natur entdecken.
Ein Weg, zwei Welten
Der Pfad ist gut begehbar, größtenteils eben, und führt zunächst durch offene Natur. Infotafeln entlang des Weges informieren über Flora und Fauna im NSG Sehlendorfer Binnensee, das aufgrund seiner Artenvielfalt zu den bedeutendsten Vogelschutzgebieten Schleswig-Holsteins zählt. Auf der anderen Seite rauscht die Ostsee. Kleine Dünen schützen den Weg vor dem offenen Wind, doch die salzige Luft ist ständiger Begleiter. Je näher man dem Ort Hohwacht kommt, desto mehr verändert sich die Umgebung. Der Sandweg wird gepflastert, kleine Holzhütten säumen den Weg. Einige dienen als Ferienunterkünfte, andere scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen – liebevoll gepflegt, mit Fischernetzen an der Wand oder blauen Fensterläden.
Die Flunder – Seebrücke mit Aussicht
Schon von weitem erkennt der Spaziergänger die „Hohwachter Flunder“ – eine Seebrücke in flacher, fächerförmiger Bauweise. Sie ragt wie eine offene Hand in die Ostsee hinein und bietet weite Ausblicke auf Küste, Wasser und Himmel.
Touristen machen Fotos, einige sitzen auf den breiten Holzbänken am Rand, lassen die Beine baumeln und die Gedanken treiben. Wer den Moment bewusst erlebt, spürt: Hier gibt es nichts zu tun, außer zu sein.
Café Mien Backstuuv – Aufwärmen bei Kakao und Kuchen
Nur wenige Gehminuten entfernt liegt das Café „Mien Backstuuv“, eine beliebte Adresse für alle, die regionale Backwaren und heiße Getränke schätzen. Es ist gut besucht, dennoch gemütlich. Auf der Karte: klassische Brötchen mit Käse oder Schinken, frisch gebrühter Kaffee, hausgemachter Kuchen.
„Unser Apfelkuchen ist ein Klassiker – wir backen ihn jeden Tag frisch“, sagt die Inhaberin hinter der Theke, während sie dampfenden Kakao mit Sahne serviert.
Die meisten Gäste bleiben eine Weile, lassen sich nicht hetzen. Der Blick durch die Fenster zeigt das sanfte Grün rund ums Haus – und immer wieder Spaziergänger, die zum nächsten Abschnitt aufbrechen.
Steilküste mit Weitblick – Der Rückweg wird zur Bühne
Der Steilküstenweg zurück nach Alt-Hohwacht gehört zu den landschaftlich reizvollsten Abschnitten der Region. Teils schmal, teils über Holzbohlen gesichert, verläuft er über der Steilküste und bietet spektakuläre Ausblicke auf die Ostsee. Eine Plattform am Ende des Weges dient als Aussichtspunkt – und auch als Ruhepol. „Wenn die Sonne untergeht, leuchtet hier alles in Gold. Das ist unbezahlbar“, sagt ein Mann, der regelmäßig hier spazieren geht. Unten am Strand sammeln Kinder Muscheln, während oben die Gräser im Wind rauschen. Es ist eine stille Bühne, auf der Natur, Licht und Zeit das Stück spielen.
Abschluss mit Fisch – Der Alt-Hohwachter Fisch Gourmet
Wieder in Alt-Hohwacht angekommen, lohnt sich eine Einkehr im „Alt-Hohwachter Fisch Gourmet“, einem einfachen, aber stimmungsvollen Restaurant mit Innen- und Außenplätzen – und direktem Blick aufs Meer. Die Karte bietet eine solide Auswahl: frische Scholle, Fischbrötchen, Brathering mit Bratkartoffeln. Hier sitzen Einheimische neben Urlaubern, die Stimmung ist freundlich, das Preisniveau moderat. „Das ist kein Schickimicki, aber ehrlich – und genau das lieben unsere Gäste“, sagt der Betreiber. Er serviert mit einem Lächeln zwei Teller: der eine mit gebratener Scholle, der andere mit Matjes und Hausdressing.
Ein Tag zwischen Himmel und Wasser
Der Rückweg nach Sehlendorf führt wieder durch das Binnenseegebiet. Die Abendsonne taucht die Landschaft in warmes Licht, über den See ziehen letzte Vogelzüge, und der Wind hat sich gelegt. Was bleibt, ist das Gefühl, einen dieser raren Tage erlebt zu haben, die gleichzeitig entschleunigen und bereichern. Wer zwischen Sehlendorf und Alt-Hohwacht wandert, erlebt keine Sensationen – aber dafür etwas viel Kostbareres: Ruhe, Weite, Natur und echte Begegnung mit dem Ort.
Ein Tagesausflug, der bleibt.
Bewegung mit Meerblick – Ganz nebenbei etwas für die Fitness tun
Am Ende dieses Tages zeigt der Schrittzähler deutlich: Zwischen Flanieren, Staunen und Genießen sind rund 8,5 bis 9 Kilometer zusammengekommen – je nach Tempo macht das etwa 11.000 Schritte. Doch keiner davon fühlt sich nach Sport an. Vielmehr ist es ein Spaziergang mit allen Sinnen: durch frische Seeluft, über weiche Küstenpfade und vorbei an stillen Naturparadiesen.
Es gibt kaum eine angenehmere Art, etwas für Körper und Geist zu tun, als sich entlang der Ostsee treiben zu lassen – zwischen Binnensee und Steilküste, mit Kaffeepause, Ausblicken und Backfisch zwischendurch.