Wenn die letzten Wochen vor der Sommerpause anbrechen, packt die gesamte Kindergartengruppe ihre Rucksäcke und macht sich gemeinsam auf den Weg: Jeden Tag besuchen sie ein oder mehrere Vorschulkinder zu Hause. So verabschieden sich alle – von den Jüngsten bis zu den Großen – zusammen mit ihren Erziehern von den ABC-Mäusen.
Montag: Empfänge mit Frühstück und Fotoalbum
Abfahrt nach dem Kita-Frühstück: Nach dem gemeinsamen Müsli in der Kita schlüpfen 20 Kinder in ihre Schuhe. Sie fahren mit dem Bus in einen Randbezirk.
Aktivitäten zu Hause: Bei der ersten Gastfamilie wartet bereits ein liebevoll gedeckter Tisch: hausgemachte Brötchen, verschiedene Aufstriche und Obstspieße. Die Eltern haben extra ein Fotoalbum vorbereitet, in dem die Entwicklung ihres Kindes von der Kita-Anmeldung bis zum letzten Tag dokumentiert ist. Gemeinsam blättern alle durch Bilder, die Kinder lachen über alte Erinnerungen und Eltern erklären stolz, wie sie die dargestellten Bastelarbeiten zu Hause aufgehängt haben.
Dienstag: Gartenspiele und Jutebeutel-Frühstück
Marsch durch die Nachbarschaft: Die Gruppe macht sich zu Fuß auf den Weg, singt Lieder und teilt sich die Jutebeutel mit Frühstückssnacks: Vollkornbrote, Gemüsesticks und kleine Quarkbecher.
Im Garten der Familie: Unter einem großen Apfelbaum haben die Eltern eine Schatzsuche organisiert: Jedes Kind bekommt eine Karte mit Bildern von Gartenobjekten (Gießkanne, Sandkasten, Blumenbeet). Auf spielerische Weise suchen die Kinder die Gegenstände und sammeln Stempel im eigenen Abschiedspass. Danach wartet eine Malstation mit Staffeleien, wo die Kinder ihr Lieblingsmotiv malen dürfen – die Kunstwerke werden später als Erinnerung mit nach Hause genommen.
Mittwoch: Bastelwerkstatt und gemeinsames Mittagessen
Fahrgemeinschaft: Da der Weg weiter ist, bilden Eltern Fahrgemeinschaften. Drei Autos holen die Gruppe ab, und alle Kinder klettern aufgeregt hinein. Die Erzieher sitzen verteilt, um die Aufsicht zu gewährleisten.
Bastelwerkstatt: Im Wintergarten hat die Familie eine Mini-Werkstatt aufgebaut: Perlenketten, Holzschilder zum Bemalen und Zweige zum Umwickeln. Jedes Kind kann sich eine Bastelstation aussuchen und sein eigenes kleines Andenken gestalten.
Elternbuffet: Im Anschluss haben die Eltern ein reichhaltiges Buffet vorbereitet: belegte Brote, Salate, Kuchen und kalte Getränke. Die Tische sind kindgerecht dekoriert, mit Namenskärtchen und bunten Servietten. Während die Kinder naschen, erzählen die Erzieher welche Fortschritte sie bei jedem Kind sehen.
Donnerstag: Busfahrt und Picknick am Spielplatz
ÖPNV-Erlebnis: Alle steigen in den Linienbus, lernen den Fahrschein-Entwerter kennen und üben, sich beim Ein- und Aussteigen in einer langen Schlange zu organisieren.
Picknick & Spielplatz: Vier Vorschulkinder wohnen am Ende der Linie. Die Eltern haben Picknickdecken und Thermoskannen mitgebracht. Gemeinsam breitet die Gruppe alles auf einer Wiese neben dem Spielplatz aus: belegte Brötchen, Fruchtsäfte und Kekse. Während die Kinder klettern und rutschen, sitzen Eltern und Erzieher in einem Kreis, tauschen sich aus und überreichen kleine Dankeskarten, auf denen jedes Kind ein persönliches Wort geschrieben hat.
Freitag: Abschiedsfeier in der Kita
Heimkehr und Dekoration: Zurück in der Kita ist die Turnhalle bereits festlich geschmückt. An den Wänden hängen Collagen von den Besuchen, die Kinder tragen ihre gebastelten Andenken bei sich.
Aktprogrammpunkte: Jede Gruppe präsentiert ein Lied oder eine kleine Tanzdarbietung. Dann bekommen alle Vorschulkinder eine Urkunde – mit Fotos von den Hausbesuchen und individuellen Komplimenten der Erzieher.
Elterntreffen: Zum Abschluss sind alle Eltern eingeladen: Es gibt Kaffee, Kuchen und ein Dankeschön-Buffet. Die Eltern überreichen der Kita ein gemeinsames Abschiedsgeschenk – oft eine Fotowand oder eine Sammlung gebundener Kinderzeichnungen.
Fazit: Liebevolle Detailarbeit verbindet
In jedem Hausbesuch steckt viel Organisation und Herzblut: Die Eltern bereiten individuell abgestimmte Aktivitäten vor, dekorieren den Raum und sorgen für Leckereien. Für die Kinder wird so der Abschied von der Kita zu einem unvergesslichen Gemeinschaftserlebnis. Durch die gemeinsame Zeit wachsen Zusammenhalt und Vorfreude auf die Schule – ein Ritual, das alle Beteiligten bereichert und lange nachklingt.
Pro und Contra der Besuchswoche
Pro:
- Stärkung des Gruppenzusammenhalts: Die gesamte Kita-Gemeinschaft erlebt das Ritual gemeinsam, was das Wir-Gefühl fördert und soziale Bindungen stärkt.
- Individuelle Wertschätzung: Jedes Vorschulkind erhält persönliche Aufmerksamkeit, wodurch es sich als wichtiger Teil der Gruppe erlebt.
- Eltern-Kita-Kooperation: Durch die enge Zusammenarbeit lernen Eltern das pädagogische Team besser kennen und unterstützen das pädagogische Konzept aktiv.
- Erinnerungswert: Die vielen kleinen Rituale (Fotoalben, Basteleien, Urkunden) schaffen bleibende Erinnerungen für Kinder, Eltern und Erzieher:innen.
Contra:
- Organisatorischer Aufwand: Die Planung von Routen, Fahrgemeinschaften und Aktivitäten erfordert viel Abstimmung zwischen Kita und Eltern.
- Zeitintensität: Die Erzieher und Eltern investieren zusätzliche Stunden außerhalb des regulären Kita-Alltags.
- Unterschiedliche Ressourcen: Nicht alle Eltern können gleichviel Aufwand betreiben – Ausstattungen oder Aktivitäten können stark variieren und könnten Vergleichsdruck erzeugen.
- Logistische Herausforderungen: Schlechtes Wetter, Krankheit eines Kindes oder Verkehrsstörungen im öffentlichen Nahverkehr können den Ablauf stören.